Irgend ein Scherzbold läuft um viertel vor vier durch die Gänge und klopft gegen jede Kabinentür. Blödmann, denke ich, und kneife die Augen wieder zu. Um zehn vor vier klopft es dann schon energischer gegen die Tür und es wird so etwas wie vgjjhhbfgfrthggkizhhjjhh....Igoumenitsa....hhgftjhffthzrt gerufen. Raimond und ich sehen uns an. Wasn nun los? Sind wir etwa schon da? Wir schieben es auf den Rückenwind und fangen an uns fertig zu machen.
Als wir an Deck ankommen ist der Kapitän schon dabei Rückwärts anzulegen. Der Blick aufs Handy bringt dann die Lösung. Bei meinem Handy werden im Ausland einmal die heimische Zeit und die Zeit aus dem Land, in dem ich mich befinde angezeigt. Und siehe da, die haben doch tatsächlich eine Stunde Differenz. In Griechenland ist es nun schon 5.30 Uhr. Na dann kann ich den Wecker ja ausstellen, der nun jeden Augenblick klingeln würde.....
Als wir dann von der Fähre runter sind wird es langsam hell. Wir können es kaum glauben. Wir sind in Griechenland. Der absolute Hammer. So, nun aber los. Die nächste Tanke ist schnell gefunden. Da lassen wir die Tanks noch mal bis zum Rand voll laufen und machen uns auf nach Albanien. Das klingt irgendwie noch unglaublicher...;-)
Wenn der Blick so auf die Schrift auf den Schildern fällt können wir glaub ich von Glück sagen, das es nur ein kurzes Stück fahrt durch Griechenland ist und wir nicht die Speisekarte studieren müssen...:-)
Und dann ist es soweit. WIR SIND IN ALBANIEN......
Und genau hier, an diesem Grenzübergang, beginnt der TET Albanien, dem wir nun quer durch das Land von Süd nach Nord folgen werden.
Nach ungefähr einer halben Stunde fahrt kommen wir an einen Fluss über den es mit einer Drahtseilfähre geht. Der Schwimmkörper, der über eine Drahtseilkonstruktion angetrieben wird, würde einer UVV Überprüfung bei uns zu Lande sicher nicht Standhalten...
Das notdürftig abgedeckte Seil läuft mittig über den Boden, so dass obacht geboten ist, wo man hintritt.
Mitten in der Fahrspur läuft das Seil, kommend aus dem Gebäude auf der rechten Seite, und wird von Umlenkrollen über den Schwimmkörper bis auf die andere Seite des Flusses und wieder zurück gelenkt. Die Kugeln in den Lagern der Rollen haben vermutlich schon eher eine eckige Form. Als das Floß sich in Bewegung setzt ist es lautstark zu vernehmen.
In der ersten größeren Stadt ist es an der Zeit zu Frühstücken. Wir sind die Stadt dann rauf und runter gefahren um eine geeignete Lokation zu finden. Die haben aber alle noch nicht geöffnet. Um acht Uhr Morgens eigentlich merkwürdig. An einer Tankstelle mit angeschlossenem Cafe werden wir dann aber fündig. Es gibt Cappuccino und eine Auswahl an verpackten gefüllten Croissants. Für jeden etwas dabei.
Frisch gestärkt geht es dann endlich von der Straße runter. Bei dieser Pause ist dann auch eine neue Kleiderordnung angesagt. Es ist Heiß....und die Beschaffenheit des Untergrundes trägt sein Übriges dazu bei. Ein Traum.
Aha, nun wird es also langsam abenteuerlicher. Kaum eine Stunde nach dem leckeren Croissant stecken wir mittendrin. Der rauschende Gebirgsbach wirkt schon recht bedrohlich.
Der Weg, ja, hier geht tatsächlich einer lang, führt immer wieder durch den mittlerweile wohl eher als Fluss zu bezeichnenden Bach. Das bedeutet anhalten, die flachste Stelle heraussuchen, allen Mut zusammen nehmen und GAS...
Es liegen doch recht große Steine im und am Wasser.
Nach der achten Durchquerung ist die Kati vermutlich durstig und gönnt sich einen zünftigen Schluck von dem herrlich kühlen Gebirgswasser. Ich kann sie verstehen, es ist echt warm. Der Motor stirbt auf der Stelle ab. Raimond legt den Luftfilter frei und wir finden ein Feuchtbiotop vor. Gleich nach dem Trockenlegen springt die Kati wieder an. Nun kommen aber doch erste Zweifel auf. Wie oft müssen wir da noch durch? Wird es noch tiefer? Sollen wir umdrehen?
Papalapap, wir sind doch nicht zum Spaß hier...;-)
Wir entscheiden uns weiter zu fahren und das war auch die richtige Entscheidung.
Nach der zwölften Durchfahrt (auf einer Länge von ca. einem Kilometer) wird das Flussbett breiter und wir kommen wieder vorwärts. Steine, die in einem Fluss hin und her gespült werden, nehmen übrigens mit der Zeit eine eher runde Form an...;-)
Ist eine sehr interessanter Untergrund um da mir einem einspurigen Gefährt drauf zu fahren. Wir finden heraus, hier hilft nur Geschwindigkeit und schrauben ganz gut am Gas.
Die Landschaft hat sich komplett verändert. Wir sind hier ein ganzes Stück höher. So ein befestigter Weg ist auch mal ganz nett zu fahren....
Auf dieser Brücke ist Vorsicht geboten. Die Bretter liegen Stellenweise lose auf und gehen auch nicht immer über die ganze Breite
Wir schrauben uns immer weiter nach oben. Einige Stellen sind echt steil und es geht oft über recht grobes Geröll. Als ich um die letzte Kurve komme steht eine ältere Frau mitten auf dem Weg und ist am Winken. Ich halte an und nehme erst jetzt die kleine Hütte an der Seite war. Sie betreibt hier ein Cafe und fragt uns ob wir nicht einen Kaffee oder einen Slibowitz trinken wollen. Da gerade ein Gewitter aufzieht, lassen wir uns nicht lange bitten und kehren ein.
Wir bekommen unseren Kaffee und lehnen den Slibowitz dankend ab. Die Frau verschwindet unter der Hütte und kommt nach kurzer Zeit mit einem köstlichen frisch gebackenem Gebäck zurück. Haben wir zwar nicht bestellt greifen aber dankend zu. Es schmeckt wie Schmalzkuchen und ist mit dem dazu gereichten Honig echt eine Delikatesse. In das blaue Gästebuch haben wir uns selbstverständlich eingetragen. Das Gewitter ist nun vorüber und wir machen uns nach der Bezahlung (alles zusammen umgerechnet 3 Euro) wieder auf den Weg. Das war einfach Spitze und urgemütlich. Der einzige Haken ist, das der VW LT, den wir mühsam überholt haben, nun wieder vor uns ist...
Hier sieht man das Gewitter abziehen....
An dieser Brücke lässt uns der LT Fahrer (übrigens auch Deutsche) wieder vorbei, was wir dann auch mit einem gemeinsamen Foto würdigen..
Der ist hier auch nur im Schrittempo unterwegs, da der hohe Aufbau in den Schlaglöchern mächtig ins Wanken gerät.
Selbst auf den kurzen Strassenstücken geht es Offroad weiter, da hier wohl vor kurzem ein Unwetter durchgezogen ist. An diversen Stellen sind die Leute mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Kurz danach geht es dann auch wieder in die Abgeschiedenheit des Hinterlandes. Als es dann wieder durch einen Fluss gehen soll, es hat geregnet daher leider kein Foto, müssen wir einsehen, hier geht es nicht weiter. Zu schlammig und das Wasser viel zu tief. Da wir gerade erst durch ein kleines Dorf gekommen sind und die Uhr schon Feierabend ruft drehen wir um und schauen, ob wir da irgendwie unterkommen können.
Das beste (einzige) Haus am Platze. Unser Glück ist dieser Gasthof, denn bis zur nächsten Unterkunft wären es wohl einige Stunden Fahrzeit. Wir sind hier sehr weit in das Hinterland vorgestoßen.
Wir sind die einzigen Übernachtungsgäste und ganz sicher auch die einzigen Ausländer weit und breit. Hier lernen wir nun wieder die albanische Gastfreundschaft kennen. Nach vergeblichen versuchen die Motorräder zuerst durch eine normale Tür in einen Nebenraum und dann ins Haus zu bringen, sollen wir sie auf die Terasse stellen. Dort schließen wir sie wieder mit einem Schloß zusammen und haben einen hervorragenden Ausblick beim Abendbrot. Und hier kommt nun die größte Schwierigkeit auf uns zu. Wir können uns einfach nicht verständigen. Also zieht jemand los um einen Dolmetscher zu suchen. Schon nach kurzer Zeit ist ein Jugendlicher gefunden, der Englisch spricht. Über den bestellen wir unser Essen und klären auch sonst alle Fragen, die uns so einfallen.
Zu vorgerückter Stunde, wir haben nun auch das Essen bekommen, zeigt uns der Herr des Hauses voller Stolz einen Reiseführer in dem diese Unterkunft abgebildet ist.
Mit der Zubereitung des Essens war es auch nicht ganz so einfach. Es gab keinen Strom. So haben wir dann bei ein paar Bierchen darauf gewartet, das der wieder zur Verfügung steht.
Als dann der Tisch gedeckt wurde haben wir nicht schlecht gestaunt. Es wurde von allem etwas aufgetischt. Sehr lecker.