Stella Alpina 2018......oder Hammer Wochenendtrip (2913 km)

Zum Stella Alpina, dem höchstgelegenen Motorradtreffen Europas wollte ich schon immer mal fahren. Dieses Jahr mache ich es wahr. Nach meinen Recherchen findet es jedes Jahr am zweiten Wochenende im Juli statt. Am Sonntag wird dann der Pass für dieses Treffen geöffnet, der ansonsten gesperrt ist. Ich nehme mir also den Freitag und den Montag frei. Der Plan ist am Freitag über die Autobahn möglichst weit in den Süden zu kommen, dann am Samstag größtenteils über die Pässe zu fahren, bis zum Stella Alpina um dort das Zelt aufzuschlagen. Dann am Sonntag, gleich nach der Öffnung, den Pass so hoch wie möglich zu kommen und im Anschluß den Rückweg einzuleiten.


Fertig aufgerödelt steht die Rally um 5 Uhr zur Abfahrt bereit.


Irgendwo in Mitteldeutschland an einer Raststätte wird dann  erst die Rally gefüttert und dann der Reiter. Ich komme sehr gut voran.


Schon um Viertel nach vier überquere ich, um leichten Nieselregen, die Grenze nach Italien. Das ging richtig gut. Durch Österreich bin ich schon Landstrasse gefahren über den Fernpass.


Vorbei am Reschensee mit seinem legendären Kirchturm. Mann kann ihn fast komplett sehen. Der Wasserstand ist also sehr niedrig. Wenn ich auf meinen vergangenen Reisen hier  vorbei gekommen bin war er immer zur Hälfte versunken. Der trockene Sommer ist überall gegenwärtig.


Vorbei am Dreiländereck Italien, Schweiz und Österreich fahre ich um 17.30 Uhr über den Passo Stelvio oder das Stilfser Joch. Obwohl ich den schon sehr oft gefahren bin ist es immer wieder herrlich. Einer der schönsten Pässe, wie ich finde.


Nach 1038 Tageskilometern kehre ich um 20 Uhr in die Albergo Aprica, zwischen Edolo und Sünders gelegen ein.


Ich wähle das dreigängige Tagesmenü, wie es sich für Italien gehört, mit Pasta als Hauptspeise. Dazu ein zwei Bierchen und dann ab ins Bett. Die Rally steht wohlbehütet mit frisch geschmierter Kette in der Hoteleigenen Garage.


Am nächsten Morgen gibt es um sieben Uhr ein herzhaftes Frühstück mit richtigen Brötchen und Filterkaffee. Wenn das kein gelungener Start in den Tag ist....


Über kurvige Landstrassen geht es weiter meinem Ziel entgegen. Wenn man wie ich vom Flachland kommt ist es immer kaum auszuhalten, so schön ist es durch die Alpen zu fahren....


Kurz nach dem Mittag überquere ich am Claviere Pass die Grenze nach Frankreich.

Es sind nur noch ca. 50 km bis zum Ziel. Die Aufregung steigt...


Beim letzten Tankstopp vor dem Ziel bekommt meine Reise dann aber einen vehementen Dämpfer. Es ist ganz schön warm, so daß ich mich entschließen die Oberjacke auszuziehen um dann in der gut durchlüfteten Unterjacke weiter zu fahren. Ich mache alle Taschen der Jacke leer und lege den Inhalt auf die Rally. Bei einem auf dem Seitenständer stehenden Motorrad gar nicht so einfach die Sachen auszubalancieren. Als ich dann die Jacke ausziehe höre ich hinter mir ein "Plock", kein Schlepper oder sowas in der Art, nein, ein richtig sattes Plock. Ich ahne, was passiert ist und traue mich kaum mich umzudrehen. Und tatsächlich, eine Viertelstunde vor dem Ziel habe ich mein Handy, mit dem ich alle Bilder meiner Reisen dieses Jahres geschossen habe zerstört. Nach dem Aufheben zeigt sich dann, das es nicht nur ein Riss ist sondern das Ding ist komplett Tot. Also mache ich mich auf die Suche nach einem Handyladen. In Susa werde ich dann fündig. Ich wollte schon immer mal ein Handy aus dem Schaufenster haben. Bei ganzen 2 Stück, die dann zur Auswahl standen brauchte ich auch nicht lange um mich zu entscheiden. Das neue Gerät in betrieb zu nehmen erwies sich dann als recht schwierig, da hier mit Deutsch und Englisch nicht weiter zu kommen ist. Mit der guten alten Zeichensprache haben wir es dann aber geschafft. Die Grundeinstellungen mussten erst mal in italienisch gemacht werden bevor auf Deutsch umgestellt werden konnte. Bei jedem Software-Update muss ich dann heute noch schmunzeln, denn das läuft immer noch auf Italienisch...


Kurz darauf sind die "Schmerzen" wieder vergessen als ich den Einstieg zum Col de Sommeiller gefunden habe. Es war zugegeben auch nicht sehr schwer, da hier doch reger Verkehr herrscht. Alles was es an Motorrädern gibt, ist hier vorzufinden. Ich sah Gespanne, Harleys, Supersportler, Enduros Naked Bikes usw. Leider auch viele Einheimische mit vergrellten Zweitaktern, die es klasse finden einen immer und immer wieder zu überholen und in einer Staubwolke zurück zu lassen. Liegt vermutlich am Durchschnittsalter, das deutlich unter 15 liegen dürfte.


Als ich dann an der Zeltwiese ankomme sehe ich, dass der Berg schon geöffnet ist. Nachdem ich dann ein wenig durch die Reihen geschlendert bin zieht es mich auf den Berg. 


Mit vollem Gepäck nehme ich die Sache in Angriff und schraube mich Serpentine für Serpentine weiter hoch bis zur Schneegrenze.


Noch ein Blick auf das Zeltlager, das auf einer Höhe von 2150 m liegt....


Bei 2800 m ist dann Schluß. Der Schnee liegt nun zu hoch. Ein paar Kids mit Zweitaktenduros kämpfen sich durch den Schnee mit einer Geschwindigkeit von ca 20 Metern pro Stunde. 



Nachdem ich nun schon heute auf den Berg fahren konnte entschließe ich mich beim Blick auf die Kids die das Zeltlager mit ihren "Kettensägenmopeds" in Staub und Lärm hüllen die Rückreise anzutreten. Ich glaub, ich werde alt, denn das ist nichts mehr für mich.


Ich nehme noch ein paar kräftige Züge Sommeiller mit auf den Weg.


Am späten Nachmittag nehme ich in der Nähe von Mailland ein Zimmer in einer Absteige direkt an der Autobahn und stelle die Rally nach 680 Tageskilometern ab.


Früh morgens geht es ohne Frühstück erst mal Richtung Brenner weiter.


So gegen Mittag gönne ich mir dann auf der Brennerautobahn kurz vor dem Fernpass ein leckeres Frühstück. Durch Österreich geht es dann über den Fernpass, das letzte Highlight dieser Reise. Ich habe beschlossen, durchzufahren. Den Montag werde ich dann Daheim ausspannen.


Nach 1195 Tageskilometern stelle ich die Rally vor der heimischen Garage gegen 21 Uhr ab und verneige mich voller Erfurt vor diesem genialen Motorrad. Wer jetzt noch daran zweifelt, dass sich um eine Reiseenduro handelt, dem kann ich auch nicht mehr helfen....

Fazit: Stella Alpina kann man am Wochenende machen auch wenn man in Norddeutschland lebt, muss man aber nicht.....